Spiegel.de veröffentlichte am 10. September ein Interview mit dem Titel “Ein Gott der Angst”. Hierin schildert der britische Evolutionsbiologe Richard Dawkins seine Meinung über die Militanz des Glaubens und den Missbrauch von Kindern durch die Religion.
Um Missverständnisse vorzubeugen: Es geht um den geistigen Missbrauch bzw. die Indoktrinierung der Kinder durch die religiöse Erziehung.
Seiner Meinung nach, und das könnte ich noch unterschreiben, ist in Amerika eine Art naive Religion auf dem Vormarsch, die Vorgibt genau zu wissen was Recht und was Unrecht ist. Mega-Kirchen, deren Gottesdienste an den Reichsparteitag* erinnern, wettern gegen Abtreibung, Homosexualität und Anderstgläubige und buhlen so um Anhänger und natürlich deren Gelder in Form von Spenden.
Den Rahmen des Erträglichen sprengt er aber mit folgender Aussage:
Dawkins: Besonders empört mich die Indoktrinierung der Kinder. Ich halte Religion für eine Form mentalen Kindesmissbrauchs. Es ist ungeheuerlich, dass unsere Gesellschaft schon Babys Etiketten anheftet: Du bist ein katholisches, du ein protestantisches Kind. Wir würden nicht im Traum daran denken, von einem marxistischen oder einem konservativen Kind zu sprechen!
SPIEGEL: Wie soll denn solch ein Etikett schaden?
Dawkins: Es bürdet den Kindern eine Menge Gepäck auf, es macht sie verletzlich. Vielleicht nicht in Deutschland, aber ganz sicher in Nordirland, im Irak, in Israel. Und selbst wenn es nicht unmittelbar gefährlich ist – es ist eine Bevormundung. Lange bevor das Kind alt genug ist, eine eigene Meinung zu haben über den Kosmos, die Moral, die Menschheit, wird es abgestempelt zu jemandem, der an die Dreieinigkeit glaubt …
Dies wäre als ob Eltern, allein durch die Zeugung bzw. Geburts ihres Kindes, dafür verantwortlich wären, dass es eventuell später sexuell missbraucht und oder getötet wird. “Hättet ihr kein Kind bekommen, hätte es auch nicht sterben können.” Was ist denn das für eine Logik? Man kann nach meiner Meinung glauben wie und woran man will und ich bin auch dagegen, dass man Kinder mit religiösem Fanatismus oder religiöser Angst erzieht, aber prinzipielle hat immer der Schuld an einem Unglück, der die Gewalt ausübt. Und nicht der, der ein Kind in die Welt setzt und versucht ihm einen gemässigten Glauben beizubringen.
Meiner Meinung nach fährt Dawkins hier schon auf der gleichen Schiene wie die religiösen Fanatiker, die er vorgibt zu bekämpfen. Nur eben in die andere Richtung. Mit fanatischem Eifer versucht er die Religion(en) zu zersprengen. Eine Art “Religion der Wissenschaft und der Logik”, welche andere Religionen als naive und dumm kategotisch ablehnt, ist genauso schlimm und ignorant, wie eine Religion, welche die Wissenschaft und oder eine andere Religion ablehnt. Auch wenn die Idee im Mantel der Aufklärung, welche ich absolut unterstütze, daherkommt ist Fanatismus, ganz gleich in welcher Form und wie begründet immer schlecht und dazu verdammt Unheil zu bringen. Aber je mehr sich die Dinge ändern, umso grösser die Gewissheit, dass alles gleich bleibt.
* Wortwahl ausder Quelle
Zweiter Account von Ralf Bachmann
–> Details: https://www.ralfbachmann.de/author/ralfbachmann/