De-Mail soll nach dem Willen der Regierung und der beteiligten Firmen, dass E-Mailversandsystem der Zukunft für sicheren und rechtsverbindlichen E-Mailverkehr werden. So weit so gut ist das im Moment nur ein Wunsch und ein Plan. Trotz erfolgreichem Pilotprojekt in Friedrichshafen am Bodensee gibt es immer noch genügen offene Fragen, gerade zur Sicherheit und zum Datenschutz sind einige Punkte noch ungeklärt oder sogar mehr als fragwürdig.
Schaut man jedoch hinter die Kulissen wird es interessant. Die ZF* Friedrichshafen steht dem Projekt De-Mail mehr als offen gegenüber. Als Pilotprojektteilnehmer der ersten Stunde möchte die ZF Friedrichshafen in Zukunft alle Entgeldabrechnungen per De-Mail verschicken und erhofft sich so Einsparungen von 1 Millionen Euro pro Jahr alleine in Deutschland. Als Prestigeteilnehmer am Pilotprojekt wurden die Umrüstungskosten zum grössten Teil von T-City übernommen. Die weiteren IT-Investitionen von 150000 Euro, welche von der ZF selber aufgebracht werden mussten, können bei einem weltweit operierenden und Millionen schweren Unternehmen salopp formuliert aus der Kaffeekasse gezahlt werden. Somit bringt das De-Mail Projekt der ZF Friedrichshafen eigentlich nur Vorteile. Nach einer ersten Umfrage würde 90% der Mitarbeiten das Versandsystem nutzen. Diese Zahlen mussten jedoch nach der ersten Erprobung leicht nach unten korrigiert werden. So sollen heute nur runde 70% bereit sein die monatliche Lohnberechnung per De-Mail zu erhalten. Der Rückgang der ersten Euphorie ist wohl dem ersten Interesse für eine neues Produkt zuzuschreiben, welche dann nach einer Zeit wieder nachlässt. Da das Unternehmen jedoch weltweit aktiv ist, soll das De-Mailsystem nach dem Wunsch der ZF auch bald möglichst weltweit eingesetzt werden. Geht es nach der ZF soll das De-Mailsystem also keine deutsche Insellösung bleiben. Ob dies jedoch möglich ist, wird die Zeit zeigen. Da das De-Mail erst Ende 2010 offizielle an den Start geht, dürfte es mehrere Jahre dauern bis das Ausland auf den Zug aufspringt. Jedoch dürfte auch das französische Unternehmen Dornier diesen Schritt befürworten. Wie die ZF gehört auch die Immenstaater Niederlassung zu den Teilnehmern des Pilotprojekts. Da die Lohnbrechungen des Unternehmens zum grössten Teil jedoch aus Frankreich kommen, ist hier eine Verwendung des De-Mailsystems vorerst sehr schwierig bis nahezu ausgeschlossen.
Im Falle der ZF Friedrichshafen geht man sogar noch einen Schritt weiter. Im Sinne der Kostenersparnis sollen in Zukunft ausnahmslos alle Lohnbrechung per De-Mail verschickt werden. Wer das nicht möchte oder keinen Computer besitzt, soll seinen Lohnzettel dann in ausgedruckter Form im Lohnbüro abholen dürfen. Diese radikalen Änderungspläne würde die ZF unabhängig von externen Dienstleistern machen, welche bisher für den Versand der Lohnbrechungen verantwortlich waren. Mit Kosten für Dienstleistung und Porto fallen hierbei über 1 Euro pro verschickter Lohnabrechnung an. Würde komplett auf das De-Mailsystem umgestiegen wären die Einsparungen bei einem vermuteten Preis von 9-20 Cent pro De-Mail enorm.
Wie ein Blick in das Adressverzeichnis zeigt, könnte auch weitere Firmen wie die Gothaer Versicherung, verschiedene Banken und Personaldienstleister von den Einsparungen profitieren. Somit ist die Behauptung De-Mail würde helfen Firmenkosten einzusparen nicht von der Hand zu weisen.
Update:
Die Idee in Zukunft alle Endgeldabrechnungen nur noch per De-Mail zu verschicken dürfte jedoch nicht so leicht durchzusetzen sein. Nach Gesprächen mit einem aktiven Betriebsrat aus einem von der Grösse und dem Personal vergleichbaren Unternehmens wurde klar, dass bei einer so weitreichenden Entscheidung der Zustimmung des Betriebsrates benötigt wird. Diese dürfte jedoch sehr schwer zu bekommen sein, da hier eine deutliche Benachteiligung der Arbeitnehmer ohne De-Mail zu befürchten ist. Da aber im Moment noch alles unbestätigte Vermutungen sind bleibt abzuwarten, wie De-Mail sich nach dem offiziellen Start in den work-flow der grossen Unternehmen einbetten wird. Gerade auch mit dem Hinblick, dass SAP und andere grössere Firmen sich zur Zusammenarbeiten mit der von der Deutschen Post lancierten E-Postbrief entschlossen haben.
* Zahnradfabrik Friedrichshafen – grosse weltweite Firma für qualitativ hochwertige Getriebe aller Art.
Zweiter Account von Ralf Bachmann
–> Details: https://www.ralfbachmann.de/author/ralfbachmann/
Mensch, kann man da nicht mal die Rechtschreib-Korrektur drüber laufen lassen, bevor man einen Artikel online stellt?
“Endgeld”? Das hat weder mit Ende noch mit Geld zu tun. Und dass der Lohn bei manchen Empfängern zum Erbrechen führt, kann man vielleicht noch verstehen. Das macht aber aus der Lohntüte noch keine “Lohnbrechung”… Ist ja bald Ostern, da kann man auch mal die anderen Fehler suchen…
Viele Grüße
Genervter Leser