Dass die Bild-Zeitung (und Bild.de) und der Presserat noch nie dicke Freunde waren, ist allen klar. Doch jetzt scheint die Bild-Zeitung einen Gang zuzulegen und geht offen gegen das Urteil des Deutschen Presserats vor. http://bit.ly/pcCNJQ
Der Deutsche Presserat hatte die Bild-Zeitung (mal wieder) offen für gerügt. Diese hatte das Photo eines Entführer gezeigt und damit laut Presserat die Persönlichkeitsrechte des Entführer verletzt. Egal ob richtig oder nicht, will Bild dieses Urteil einfach nicht einsehen. War es bisher ein Gentleman Agreement der deutschen Presse die Urteile des Presserats zumindest anzuerkennen, so zeigt die Bild-Zeitung jetzt als Trotzreaktion und eine Art Gegenangriff das Photo des Entführer extra in gross. Aber nicht nur das. Der komplette Artikel strotzt vor hetzerischer Boulevardsprache. So ist fast die komplette Überschrift inkl. Anreißer und Lead in Grossbuchstaben geschrieben, so dass dem Betrachter beim Leser die Augen bluten.
Danach wird in Einzelheiten die Tat der Verbrechers nacherzählt, um somit zu begründen warum die Informationspflicht über den Persönlichkeitsrechten steht. Ausserdem vermischt Bild mal ganz kurz die Tatsache „Photo abdrucken“ und „nicht darüber berichten zu dürfen“ und erhofft sich so einen Aufschrei der Leser.
Zitat: „Ist also der Schutz des Täters wichtiger als die Berichterstattung über eine schwere Straftat?“
Natürlich beantwortet Bild diese Frage gleich selber.
Zitat: „Wir finden Nein und finden uns mit der Rüge des Presserates auch nicht ab. Deshalb zeigen wir auch heute ein Bild von Carolinas Entführer – und zwar aus dem Gerichtssaal.“
Wie ein trotziges kleines Kind, wird noch ein ob drauf gesetzt und dem Leser sogar das Beantworten der rhetorischen Frage abgenommen.
Der Deutsche Presserat wird unweigerlich als Zensor dargestellt und die Bild-Zeitung als journalistischer Held, der auch gegen Widerstand berichtet. Eine sehr fragwürdige Entwicklung.
Abgerundet wird der Artikel mit einer Sammlung (3 Fälle) in denen Bild ebenfalls vom Deutschen Presserat gerügt wurde. Wie eine Art heldenhafte „Kriegs-Narben-Sammlung“ werden die Rügen behandelt. Sieht so die Zukunft des Journalismus und des Deutschen Presserates aus?
P.S.: Die letzte Frage muss jeder selber beantworten.
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